EU-Staaten sind wirtschaftlich erfolgreicher als die Schweiz

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3. Oktober 2011 von Schlemihl

Der Mythos des erfolgreichen Alleingangs wird vor den Wahlen eifrig gepflegt. Politiker klopfen sich selbst auf die Schultern und hören nicht auf zu betonen, wie gut die Schweiz angeblich im Vergleich zu EU-Staaten dastehe. Die Fakten zeigen ein anderes Bild.

Die Schweiz abgeschlagen auf dem zweitletzten Platz. (Quelle:Worldbank)

 Tiefes Wirtschaftswachstum im europäischen Vergleich

Seit Einführung des EU-Binnenmarkts wächst die Schweizer Wirtschaft wesentlich langsamer als Volkswirtschaften der EU- und EWR-Staaten. Kaufkraftbereinigt wuchs das Bruttoinlandprodukt der Schweiz pro Kopf der Bevölkerung nur gerade 15,7% in 18 Jahren. Nur Berlusconi-Italien wies von den westeuropäischen Staaten ein tieferes Wachstum auf. In Österreich wuchs die Wirtschaft im gleichen Zeitraum mehr als doppelt so stark, in Schweden gar dreimal so stark und in Irland gar sechs mal so stark. Diese Zahlen zeigen klar, dass der Alleingang – insbesondere zwischen EWR-Nein und Einführung der Bilateralen- der Schweizer Wirtschaft und damit dem Wohlstand unseres Landes massiv geschadet hat!

 

Luxembourg, Dänemark, Schweden und Finnland weniger stark verschuldet als die Schweiz

Weiter wird immer wieder behauptet, die Schweiz habe im Gegensatz zu den EU-Staaten eine wesentlich tiefere ihre Staatsfinanzen im Griff. Die Zahlen zeigen aber, dass zahlreiche vergleichbare EU-Staaten betreffend Staatsverschuldung besser abschneiden als die Schweiz: Schweden, Dänemark, Finnland und vor allem Luxembourg.

Staatsverschuldung in Prozent des BIP 2010 (Quelle: IMF)

Mythos vom erfolgreichen Alleingang

Die aktuelle Diskussionen zeigen, dass der Mythos vom erfolgreichen Alleingang rege und mit einer erstaunlichen Faktenresistenz gepflegt wird.

5 Kommentare zu “EU-Staaten sind wirtschaftlich erfolgreicher als die Schweiz

  1. […] derart protektionistische und europakritische Poltik betreibt. Dies ist mit ein Grund weshalb das Wirtschaftswachstum in der Schweiz in den letzten 18 Jahren derart viel tiefer war als in der EU. Bewerten: Sharen mit:TwitterFacebookGefällt mir:LikeSei der Erste, dem dieser post […]

  2. Zur Grafik 1:

    Wie weit es mit den über 40% Wachstum bei Griechenland her ist, sieht man aktuell sehr gut. Und über die 91% von Irland, welches heute ebenso am Hungertuch nagt, müssen wir uns auch nicht unterhalten…

    Bei den skandinavischen Ländern hingegen sieht es anders aus. Da könnte man aber auch anführen, dass diese eben nicht zur Euro-Zone gehören und es ihnen deshalb besser geht.

    Zur Schweiz ist zu sagen, dass diese natürlich von einem hohen Niveau gestartet ist. Luxemburg hat besonders im Finanzbereich Boden gut gemacht. Als extrem kleines Land wird deshalb das Resultat etwas gar gestreckt…

    Das wichtigste Gegenargumente zu Ihrer Behauptung ist jedoch die Bevölkerungsexplosion, welche die Schweiz in diesen fast 20 Jahren erlebt hat. Hier wäre es ebenso aufschlussreich, wenn man dieses in der Grafik ausweisen würde. Die enorme Zuwanderung von nicht nur hochproduktiven Menschen führt zu einem geringeren Anstieg des BIP/Kopf. Ob das bei den anderen Ländern auch so stark zu Buche schlägt?

    Sie sehen, mit der EU lässt sich das schlechte Resultat nicht wirklich erklären. Und wenn, dann doch eher, dass viele der Länder ihr Pseudo-„Wachstum“ auf Pump erreicht haben. Ihre „Beweisführung“ ist daher zurückzuweisen.

    Zur Grafik 2:

    Unsere Schulden haben insbesondere in den 90er-Jahren massiv zugelegt. Das Volk hat zum Glück mit der Schuldenbremse einen Riegel geschoben. Jetzt gilt es die Schulden abzutragen.

    Darüber hinaus müssen wir aber unsere Sozialsysteme und Umlagerungsmechanismen schleunigst überdenken und reformieren. Zieht man die zukünftigen Verpflichtungen in die Verschuldungsberechnung mit ein, sehen auch wir sehr schlecht aus. Unser friedfertiger „Spreckgürtel“ um uns herum wird schon in wenigen Jahren in ein schwarzes, finanzielles Loch blicken.

    • Schlemihl sagt:

      Herr Müller, Ihre Einwände kann ich sehr leicht widerlegen:

      1. Irland war noch vor 20-30 Jahren das Armenhaus Europas. In ländlichen litt die Bevölkerung regelmässig unter Hungersnöten. In den 90er Jahren hat dann vor allem dank dem Zugang zum EU-Binnenmarkt ein massives Wirtschaftswachstum eingesetzt. Die Reallöhne haben sich innerhalb weniger Jahre verdoppelt. Das jetzt eine gewisse Abflachung erfolgt ist normal. Zudem haben die heutige Krise in Irland in erster Linie wenige Grossbanken zu verantworten. Der Realwirtschaft geht es nach wie vor sehr gut. Fakt ist: Der irischen Bevölkerung geht es heute viel besser als noch vor 20 Jahren. Das sage ich aus eigener Erfahrung.

      2. Schweden und Finnland sind gleichzeitig der EU beigetreten. Finnland hat dann den EURO übernommen und Schweden nicht. Das Wirtschaftswachstum im EURO-Staat Finnland ist aber noch höher als dasjenige in Schweden. Eine Exportnation wie Finnland profitiert eben massiv von den Vorteilen einer Einheitswährung!

      3. Natürlich ist die Schweiz auf hohen Niveau gestartet. Das sind andere westeuropäische Staaten auch. Und trotzdem haben sie die Schweiz eingeholt oder gar überflügelt.

      4. Das BIP pro Kopf hat vor allem Ende der 90er Jahre stagniert. Und gerade in diesen Jahren hatten wir praktisch keine Einwanderung. Seit 2004 steigt das BIP/Kopf wieder (Ausnahme 2009) und zwar trotz starker Einwanderung. Ihre Behauptung die Einwanderung bremse das BIP/Kopf ist also falsch. Das Gegenteil ist der Fall!

      Grund für das tiefe Wirtschaftswachstum der Schweiz im Vergleich zum EU-Raum ist der verspätete und unzureichende Zugang zum Eu-Binnenraum. Für die Exportnation Schweiz hatte das fatale Folgen. Die anderen europäischen Staaten profitierten vom Abbau von Handelsschranken und teilweise auch von den massiven Vorteilen einer Einheitswährung.

      Was die dringend notwendigen Reformen bei den Sozialsystemen betrifft, da bin ich mit ihnen absolut einig. Die Lücke zwischen Einnahmen durch Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen von Schweizern und den Rentenzahlungen an Schweizer wird stetig grösser. Wir „subventionieren“ diese Lücke jährlich mit 10 Mrd. CHF an Steuergeldern. Die Ausländer hingegen weisen eine klar positive Bilanz auf. Sie zahlen mehr ein als sie beziehen.

  3. Komisch, die Zeitungen berichten gerade über eine der grössten Krisen, welche die EU. Herr Schlemihl, haben Sie das denn nicht mitbekommen?

  4. Schlemihl sagt:

    Alexander Müller (ich nehme an Sie verbergen sich hinter politnewsCH), ich orientiere mich an langfristigen volkswirtschaftlichen Kennzahlen und nicht an Blick-Schlagzeilen. Dass einzelne EU-Staaten zurzeit gewisse Probleme haben, streite ich nicht ab. Das ändert aber nichts an der langfristigen (20jährigen) Beurteilung. Und da schneiden die EU-Staaten eben sehr gut ab!

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