Britische Wirtschaft will in der EU bleiben

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25. November 2013 von Schlemihl

Rechtspopulistische Kreise fordern in Grossbritannien den Austritt ihres Landes aus der EU. Premierminister David Cameron hat eine Volksabstimmung über den Verbleib in der EU angekündigt. Mittlerweile haben die britischen Wirtschaftsverbände klar Stellung bezogen: Ein Austritt aus der EU hätte fatale wirtschaftliche Folgen für das Land.

Umfrage: Klare Mehrheit der Unternehmen will in der EU bleiben
Die Confederation of British Industry (CBI), die Konföderation der britischen Wirtschaftsverbände hat ihre Unternehmen zum Thema Austritt aus der EU befragt und dabei eine klare Antwort erhalten. Rund 80% der britischen Unternehmen (und zwar sowohl internationale Grosskonzerne wie auch Kleinunternehmen) wollen in der EU bleiben.

Grossbritannien profitiert von EU-Mitgliedschaft
Zudem hat die CBI eine Studie zu diesem Thema verfasst. Die Autoren halten fest, dass über 50% der britischen Exporte in den EU-Raum gehen, während auf die oft als Zukunftsvision genannten Bric-Staaten (Brasilien, Russland, China, Indien) erst ein Anteil von 6,6% entfällt. Dieser wird wegen vielfacher Handelshemmnisse nur langsam steigen. Auch bei Freihandelsabkommen mit aussereuropäischen Staaten leistet die EU-Mitgliedschaft dank 30 Freihandelsabkommen mit 50 Staaten sowie laufenden Verhandlungen mit den USA, Kanada und Japan wertvolle Dienste, die sich Grossbritannien im Alleingang nie verschaffen könnte. Zudem profitiert die britische Wirtschaft vom freien Personenverkehr, von der Integration in europäische Wertschöpfungsketten und hohen europäischen Direktinvestitionen.

Volkswirtschaftlicher Nutzen 10 mal höher als Kosten
Insgesamt schätzt die CBI den Vorteil der EU-Mitgliedschaft auf 4% bis 5% des Bruttoinlandprodukts. Das entspricht einem jährlichen volkswirtschaftlichen Gewinn von 1225 £ (rund 1800 Fr.) pro Person. Dem steht der fiskalische Nettotransfers in die EU von lediglich 116 £ pro Person gegenüber.

Cameron im Dilemma
Diese Zahlen und Fakten belegen, was für fatale Folgen ein Austritt aus der EU für die britische Volkswirtschaft hätte. Das weiss auch der britische Premier Cameron. Er steht aber parteiintern unter Druck, weil der rechtskonservative Flügel der Tories einen Austritt aus der EU fordert. Gleichzeitig verlieren die Tories Wählerstimmen an rechtspopulistische bis rechtsextreme Gruppierungen. Cameron versucht sich mit einer Volksabstimmung aus diesem Dilemma zu befreien und hofft dabei, dass das Volk Nein zum Austritt sagt.

David Cameron steckt im Dilemma. Rechtskonservative Parteikollegen wollen aus der EU austreten, was fatale Folgen für das Land hätte.

David Cameron steckt im Dilemma. Rechtskonservative Parteikollegen wollen aus der EU austreten, was fatale Folgen für das Land hätte.

Bereits einmal abgestimmt
Anders als vielfach behauptet, konnte die britische Bevölkerung bereits einmal über die Europäische Integration ihres Landes abstimmen. Haushoch mit über 67% Zustimmung bestätigte 1975 das britische Volk den Verbleib in der EG.

Nationalistische Mythen vs. volkswirtschaftliche Fakten
In Grossbritannien ist der Mythos von der Weltmacht und der „splendid isolation“ noch weit verbreitet. Die Realität sieht aber anders aus. Die ehemalige Weltmacht verliert immer mehr an Einfluss – politisch und wirtschaftlich. Und je mehr sie sich isoliert, desto Einfluss verliert sie.

Isolierte Briten.

Isolierte Briten.

Britische Selbsüberschätzung.

Britische Selbstüberschätzung.

Grossbritannien als Rosinenpicker.

Grossbritannien als Rosinenpicker.

Eine Abstimmung zum EU-Austritt von Grossbritannien ist deshalb für die Briten eine Entscheidung zwischen nationalistischen Mythen und volkswirtschaftlichen Fakten.

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