US-Einwanderungssystem hat versagt!

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22. Januar 2014 von Schlemihl

Im Vorfeld der Masseneinwanderungsinitiative propagiert die SVP das Einwanderungssystem der USA als Ideallösung auch für die Schweiz. Die Realität sieht anders aus: Ineffiziente Bürokratie, Fachkräftemangel  und Millionen von illegalen Einwandern. In den USA sind sich heute alle politischen Lager einig, dass das heutige Einwanderungssystem versagt hat. Und trotzdem will die SVP in der Schweiz ein Einwanderungssystem nach amerikanischem Vorbild einführen.Einwanderungsland USA
Die USA sehen sich immer noch als Einwanderungsland par excellence. So werden im Silicon Valley mehr als die Hälfte der Startups von Personen gegründet, die im Ausland geboren sind. Zudem stammt ein Viertel der in den USA registrierten Patente von Einwanderern. Eine gute Immigrationspolitik ist flexibel gegenüber den Bedürfnissen der Wirtschaft und ermöglicht sowohl gering- als auch hochqualifizierten Ausländern einen legalen Weg, um zumindest temporär im Land zu arbeiten. Von diesem Ideal ist die amerikanische Immigrationspolitik jedoch weit entfernt. Die Defizite zeigen sich etwa darin, dass 11 Millionen Menschen, darunter viele Hochqualifizierte, ein Schattendasein als Illegale fristen.

Deshalb wird in den USA wird zurzeit eine intensive politische Debatte über die Einwanderungspolitik geführt. Alle politischen Parteien sind sich dabei einig, dass das heutige System versagt hat und dringend Reformen nötig sind.

Riesiger Beamtenapparat
In den USA ist der „United States Citizenship and Immigration Services“ (UCIS) mit Sitz in Washington D.C. die zentrale Einwanderungsbehörde. Der UCIS ist für die Bearbeitung von allen Arten von Aufenthaltsbewilligungen und Arbeitsbewilligungen in den USA zuständig. Der UCIS beschäftigt über 18’000 Mitarbeiter (Tendenz steigend). Für die juristische Durchsetzung, die Kontrolle und allfällige Abschiebungen ist eine weitere zentrale US-Einwanderungsbehörde zuständig, das „US Immigration and Customs Enforcement“ (ICE). Ein Grossteil der über 19’000 Mitarbeiter (auch hier Tendenz steigend) des ICE ist mit Einwanderungsfragen beschäftigt. Total beschäftigten nur die beiden zentralen US-Einwanderungsbehörden gegen 30’000 Mitarbeitende. Das entspricht von der Grössenordnung her fast dem Umfang der gesamten Schweizer Bundesverwaltung.

Ineffiziente, unflexible und realitätsfremde Bürokratie
Im März 2013 haben sich 100 Grössen aus der US-Technologiebranche, darunter beispielsweise die Chefs von Yahoo, Intel oder Cisco, in einem offenen Brief an den US-Senat gewandt und eine Reform des „veralteten und ineffizienten US-Einwanderungssystems“ gefordert. Das starre und realitätsfremde US-Einwanderungsgesetz legt pro Aufenthaltsstatus und Einwanderungsland starre Kontingente und Quoten fest. So erhalten beispielsweise pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl indischer Hochschulabsolventen eine Arbeitsbewilligung. Das führt zur absurden Situation, dass indische Absolventen amerikanischer Eliteuniverstitäten in den USA keine Arbeitsbewilligung erhalten und das Land nach dem Abschluss des Studiums verlassen müssen, obwohl sie auf dem Arbeitsmarkt äusserst begehrt wären.

Silicon Valley: Fachkräftemangel wegen ineffizientem und starrem US-Einwanderungssystem.

Silicon Valley: Fachkräftemangel wegen ineffizientem und starrem US-Einwanderungssystem.

Weiter beklagen die Unternehmer, dass Einwanderer oftmals jahrelang auf die nötigen Arbeits- und Aufenthaltsbewilligungen warten müssten.

Fehlende Fachkräfte und illegale Einwanderung
Insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie) fehlen den USA hunderttausende von Fachkräften und Spezialisten. 40% der Universitätsabsolventen in diesen Fachgebieten kommen aus dem Ausland. Die Hälfte davon aus Indien oder China. Die wenigsten dürfen aber in den USA arbeiten, da die Kontingente für Indien und China meist schon Anfang Jahr ausgeschöpft sind.

Das führt dazu, dass Millionen von Fachkräften illegal in den USA leben und arbeiten und von Unternehmen aus der Technologiebranche illegal beschäftigt werden. Insgesamt 11 Millionen Menschen leben und arbeiten mittlerweile illegal in den USA. Viele von ihnen sind hochqualifiziert, werden von der amerikanischen Wirtschaft als Arbeitskräfte benötigt, erhalten wegen dem starren amerikanischen Einwanderungssystem aber keine Arbeitsbewilligung.

Fazit
Die aktuelle Debatte um das US-Einwanderungsgesetz zeigt, Demokraten und Republikaner sind sich einig, dass das starre und ineffiziente US-Einwanderungssystem dringend reformiert werden muss. Uneinig ist man sich vor allem darin, was mit den 11 Millionen illegalen Arbeitskräften passieren soll. Umso unverständlich ist es, dass die SVP dieses ineffiziente und teure Einwanderungssystem in der Schweiz einführen will.

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